Kilimandscharo

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

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Vor den Hütten kauerten Greise mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, und Nditos (Mädchen) lugten neugierig mit glänzenden schwarzen Augen aus dem Innern hervor. Böhlau bat den Häuptling, daß seine Krieger ihren Schmuck anlegen und sich der Kamera stellen sollten. Es war ein imponierender Anblick, die sehnigen und schlanken Gestalten der Krieger mit ihren durchweg fein geschnittenen Gesichtern hatten volle Kriegsbemalung angelegt. In ihrem Waffendienst waren die Massai straff organisiert und hielten seit Jahrhunderten die benachbarten Volksstämme ständig in Schach. Sie gelten seit Urzeiten als ein stolzes kriegerisches Hirtenvolk. Gelehrte glauben, daß sie vor Jahrtausenden aus Asien nach Afrika eingewandert seien. Frank war begeistert, als die buntgeschmückten sehnigen Elmoran mit einem temperamentvollen Tanz erlebnisstarke Bilder für die Kamera lieferten. Bemerkenswert war die Kraft und Gewandtheit, mit der sie dabei ihre Körper oft meterhoch in die Luft schnellten. Das Klirren der zusammenschlagenden Schwerter, Speere und Keulen vermischte sich mit dem aufreizenden Gesang und Dröhnen der Trommeln. Als uns die vielen schnatternden Frauen auffielen, hörten wir, daß die Männer mehrere Frauen besitzen können. Der Massai bezahlt sie mit Fellen, und für eine Löwenhaut kann er drei Frauen erwerben. Sie schmücken sich mit großen Metallreifen und Spiralen, die Hals, Unter- und Oberarme zieren. Für europäische Begriffe bedeutet dies mehr eine Last als ein Schmuck. Mtakayko hatte zwanzig Frauen.

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KILIMANDSCHARO -BERG DES BÖSEN GEISTES

Schnell war eine Woche vergangen. Weiter ging es. Zwei Tage später standen wir an den Ufern des Magadsees, und die Umrisse des Kilimandscharo begannen sich am Horizont abzuzeichnen. Er ist der höchste Berg Afrikas und liegt etwa sechstausend Meter über dem Meeresspiegel. Die Eingeborenen nennen ihn den "Berg des bösen Geistes". Auf einem Gipfel des Berges, dem Kibo, liegt ewiger Schnee. Die Eingeborenen hassen den Berg. Wenn Hungersnot in das Land kommt, ist der böse Geist daran Schuld. Er hat bei jedem Unglück seine Hand im Spiel, und die Eingeborenen glauben daran, daß er im Kilimandscharo wohne. Für uns brachte die Nähe dieses Berges ein angenehmeres Klima. In den letzten Tagen hatten wir bis zu 45 Grad Hitze gemessen, und jetzt zeigte das Thermometer nur 30 Grad. Unterhalb des Kilimandscharo erstrecken sich riesige Kaffeepflanzungen. Sie gehören meistens Europäern. Mannshohe Kaffeesträucher sah ich, die die seltene Eigenschaft haben, Blüte und Frucht zu gleicher Zeit zu tragen.

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Der hier geerntete Kaffee zählt zu den besten Sorten der Welt. Das Gebiet, das wir auf dem Wege nach Usambara durchquerten, sah kultiviert aus. Es war ein fruchtbares Hochland. Das Klima war angenehm und es regnete auch häufiger. Dabei konnten alle Pflanzen und Früchte üppig gedeihen. Besonders fielen mir die hohen Stauden der Sisalagave auf. Sisal ist eine aus Mexiko eingeführte Pflanze, aus der eine hanfartige Faser gewonnen wird. In größeren Siedlungen entwickeln sich überall

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Kilimandscharo, Massai, Massaikrals, Massaikrieger, Uganda, Kenia, Tanganyika, Tansania